Der immer intensiver gewordene wirtschaftliche Wettbewerb, dem alle Unternehmen ausgesetzt sind und sich im Schlagwort „Kostendruck“ kumuliert, hat nach einer nun lange stattgefunden dynamischen Entwicklung einen Punkt erreicht, an dem oftmals schon zu Beginn geschäftlicher Beziehungen „Nachtragsoptionen“ Auftragsgrundlage sind. Auftragnehmer gehen mit unterpreisigen Angeboten in den Wettbewerb und kalkulieren dabei schon überhöhte Mehrkostenforderungen ein, die nicht mehr auf Basis des Vertrags stehen. Auftraggeber ihrerseits versuchen oft über vertragliche Klauseln gerade nicht spezifizierte Risiken, die also nicht kalkuliert werden können, von vornherein auf die Auftraggeber abzuwälzen. Im weiten Feld der Abwicklung von Bauprojekten, wo Leistungsänderungen und Störungen in der Leistungserbringung den Regelfall und nicht die Ausnahme darstellen, führt dies dementsprechend regelmäßig zu Auseinandersetzungen, die – so mittlerweile eine weit verbreitete Einsicht – kostspielig und teils langwierig sind. Dieses Ergebnis ist unerwünscht.
Als Lösung für dieses Problem sollte – so zumindest das Selbstverständnis – das Claim-Management beitragen. Claim-Management soll helfen, Leistungsabweichungen rechtzeitig zu erkennen und für komplexe Fragestellungen für beide Vertragsparteien akzeptable Lösungen zu finden. Zentral soll lösungsorientiertes Denken und Handeln sein. Aus der Erfahrung, dass Kompromisslosigkeit und Extrempositionen nur zur Eskalation mit den bereits genannten negativen Folgen führt und zumeist beide Seiten dabei verlieren, setzt ein konstruktives Claim-Management auf diesen lösungsorientierten Zugang. Im Kern geht es um die Einsicht, dass sich miteinander Probleme in der Regel besser lösen lassen als gegeneinander.
Etwas konkreter bedeutet das etwa auf der Auftragsnehmerseite, dass – soweit sachgerecht und möglich – das Bau-Soll möglichst korrekt bewertet wird, Mehrkostenforderungen sachgerecht aufgearbeitet werden, sodass sie nachvollziehbar und überprüfbar sind. Auf Auftragsgeberseite muss das Bau-Ziel klarst möglich definiert und realistisch kalkuliert werden. Die Grundsatzentscheidung am Beginn eines Bauvorhabens, ob die Leistungsbeschreibung funktional oder konstruktiv erfolgt, gehört in die Hände von Fachleuten.
Grundlage dafür, dass solches Handeln überhaupt möglich wird, ist auf der Vertragsebene schon eine möglichst exakte Beschreibung der Pflichten der Parteien vorzunehmen, wobei eine möglichst klare Abgrenzung der Risikosphären durch Spezifizierung der Risiken dazu führen soll, dass die Vertragspartner letztlich auch jeweils die Risiken aus der eigenen Sphäre tragen sollten. Gutes und aufwandersparendes Claim-Management beginnt somit mit einer „kompetenten“ Vertragsgestaltung.